Die Villa Romana ist von einem 1,5 Hektar großen Garten umgeben, der hauptsächlich in den 1970er bis 1990er Jahren angelegt wurde. Es besteht aus verschiedenen Zonen: einer Wiese am Hang, einem Olivenhain, einem Obstgarten und einem Garten im alten toskanischen Stil mit Hecken und Zypressen. Im Laufe der Jahre wurde aus Pflanzen, Bäumen und romantischen Widmungen ein bewachsener, hermetischer Dschungel, der weder Platz noch Aussicht bot.
Der Garten eines Künstlerhauses ist ein Ort des Experimentierens, der Zusammenarbeit und der Vorstellungskraft: Über die Jahre hinweg können wir beobachten, wie viele Projekte entstanden sind, wie viel gegraben, gepflanzt, mit anderen Arten zusammengearbeitet, erprobt und gepflegt wurde in dem offenen Raum der Villa Romana. Wir können sehen, dass viele künstlerische Überlegungen und Fragestellungen aus den ständigen Gesprächen mit und im Garten entstanden sind.
Im Februar 2008 wurde der Garten der Villa Romana Gegenstand eines Treffens zwischen Künstler*innen, Landschaftsarchitekt*innen und Kunsthistoriker*innen, um Konzepte für seine Bedeutung und Zukunft zu finden. Im Anschluss daran entwickelten die Landschaftsarchitekten Marc Pouzol, Veronique Faucheur und Marc Vatinel mit ihrem im Jahr 2000 gegründeteten Studio Atelier Le Balto (Berlin, Le Havre) ein Konzept zur Wiederbelebung des Gartens der Villa Romana: eine schrittweise Umgestaltung des Gebietes durch gärtnerische Aktivitäten — Gartenkunst in Aktion!
Im Jahr 2023 wurde die Villa Romana mit einem neuen kuratorischen Programm der neuen Direktorin eröffnet: Ein Haus zum Ausbessern, Stören und Reparieren. In Zeiten von ökologischer Verwüstung und Katastrophenkapitalismus, in einem Zeitalter zunehmender sozialer Konflikte und des Rechnens mit der (un)möglichen Eindämmung des Klimawandels haben wir uns gefragt, welche ökologischen Imaginationen ein Garten hervorbringen und fördern kann. Im Gespräch mit der Kuratorin und Künstlerin Marleen Boschen und einer wachsenden Gemeinschaft von Menschen – Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen, Teammitglieder*innen und Alumni der Villa Romana - sind wir der Frage nachgegangen, was dieser Garten sein und aktivieren kann, indem er Freude durch Ko-Kultivierung weckt, Zugehörigkeit durch den Zugang zu Land vermittelt, Biodiversität und regenerative Praktiken unterstützt. Mit der Ausstellung „Ecological Imaginaries for Agropoetics and Co-cultivation in the Garden of Villa Romana“ (2023) und mit einem langfristigen Programm unter dem Titel „Testing grounds - Seeding Worlds“ (2023-fortlaufend) haben wir die Verantwortung für die Pflege eines großen Gartens ernst genommen und gleichzeitig versucht, mit der Klimakatastrophe und den Auswirkungen einer gewissen gemeinsamen Öko-Schuld zu rechnen und uns mit den Folgen von Angst und Trauer auf die psychische Gesundheit auseinanderzusetzen.
Wissenschaftlicher Name | Merkmale | Herkunft |
---|---|---|
Acànthus mollis | O-M | A |
Acer campestre | Bienen | A |
Agrimonia eupatoria | M-C | A |
Ailanthus altissima | I | E |
Allium neapolitanum | C | A |
Arum italicum | XX | A |
Aspidistra elatior | O | E |
Ballota nigra | M | A |
Bellevalia romana | XX | A |
Bellis perennis | C-M | A |
Beta vulgaris | C | A |
Buxus balearica | XX | E |
Buxus sempervirens | XX | A |
Capsella bursa pastoris | C | A |
Cardamine hirsuta | C | A |
Chamaeiris foetidissima | O-X | A |
Cirsium arvense | C | A |
Cirsium vulgare | C | A |
Clinopodium nepeta | C Gewürzkraut | A |
Crepis sancta | C | E invasiv |
Crepis vesicaria | C | A |
Cymbalaria muralis | C in kleinen Mengen | A |
Erigeron sumatrensis | C in kleinen Mengen | E invasiv |
Euphorbia helioscopia | XX | A |
Ficaria verna | X | A |
Galium aparine | C | A |
Geranium molle | M | A |
Geranium robertianum | M | A |
Geranium purpureum | A | |
Geranium rotundifolium | A | |
Gleditsia triacanthos varietà “inermis” | C (Früchte) | E |
Hedera helix | XX-M-Bienen | A |
Helminthotheca echioides | C | A |
Hyacinthoides sp. (non-scripta o hispanica ?) | XX | E |
Hybiscus syriacus | O | E |
Iris pallida | M | A |
Lactuca saligna | A | |
Lagerstroemia indica | O | E |
Lamium maculatum | C | A |
Lamium purpureum | C | A |
Laurus nobilis | C-M | A |
Lepidium draba | C | A |
Ligustrum lucidum | I | E |
Magnolia grandiflora | O | E |
Malus sp. | C | |
Medicago arabica | Tierfutter | A |
Mercurialis annua | XX | A |
Mespilus germanica | C | Ar |
Ornithogalum divergens | XX | A |
Oxalis sp. (articulata o debilis ?) | O | E |
Parietaria sp.( officinalis o judaica ?) | C allergen | A |
Paspalum dilatatum | I | E |
Phytolacca americana | I-XX | E |
Picris hieracioides | C | A |
Pittosporum tobira | O-Bienen | E |
Plantago lanceolata | C | A |
Potentilla reptans | C-M | A |
Prunus cerasifera | C | Ar |
Prunus cerasifera var. pissardii | C-O | |
Punica granatum | C-O | Ar |
Pyrus sp. | C | |
Ranunculus bulbosus | XX | A |
Ranunculus sp. (muricatus o parviflorus) | XX | A |
Rosa x hybrida | O | |
Rubia peregrina | Färberpflanze | A |
Rubus ulmifolius | C | A |
Salix viminalis | M | Ar |
Sambucus nigra | C-X | A |
Senecio vulgaris | XX | A |
Setaria italica | Cr | |
Silene latifolia | C | A |
Solanum pseudocapsicum | XX-O | E |
Sonchus asper | C | A |
Sonchus oleraceus | C | A |
Stellaria sp. (media o neglecta?) | C | A |
Taraxacum gruppo officinalis | C - Bienen | A |
Taxus baccata var.“fastigiata” | XXX | A |
Urtica membranacea | C | A |
Veronica cymbalaria | A | |
Veronica persica | E | |
Viburnum tinus | O XX | A |
Vinca major | XX M | A |
Vinca minor | XX M | A |
Viola odorata | C | A |
Vitis vinifera | C | A |
Yucca gloriosa | O | E |
LEGENDE HERKUNFT | LEGENDE MERKMALE |
---|---|
A: einheimisch | C: zum Verzehr geeignet |
E: exotisch | M: Heilpflanze |
Ar: Archäophyt (aus prähistorischer Zeit) | O: Zierpflanze |
Cr: kryptogen (Ursprung ist unbekannt) | I: invasiv in Italien |
Bienen: Honigpflanze | |
X: schwach giftig | |
XX: giftig | |
XXX: sehr giftig |
Folgende Ziele möchten wir mit der ökologischen Umstellung in der Villa Romana erreichen:
1) Erhaltung und Erhöhung der biologischen Vielfalt im Garten. Diese wird nicht nur als die Anzahl der vorhandenen Arten verstanden, sondern auch als Vielfalt innerhalb einer Art (Samen) im Hinblick auf die Anpassung an die sich verändernden Klima- und Umweltbedingungen, als Gleichgewicht und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Arten.
2) Einführung von Praktiken, die die Umweltverschmutzung so weit wie möglich reduzieren, den Wasserschutz fördern und die organische Substanz im Boden erhöhen.
3) Aufbau eines ständigen Dialogs mit den Künstler*innen in der Villa Romana, um sie an unserem Weg teilhaben zu lassen. Ihre Vorschläge und Ideen zur ökologischen Umstellung und ihre daran inspirierten Arbeiten sind dabei sehr willkommen.
4) Unseren Weg zur ökologischen Transformation so weit wie möglich und über verschiedene Kommunikationskanäle bekannt machen (Erläuterungstafeln, QR-Codes, Newsletter, Website/ Social Media).
Maßnahmen zur Erreichung der Ziele
MASSNAHMEN zur Erreichung von Ziel 1) Erhaltung und Erhöhung der biologischen Vielfalt im Garten. Diese wird nicht nur als die Anzahl der vorhandenen Arten verstanden, sondern auch als Vielfalt innerhalb einer Art (Samen) im Hinblick auf die Anpassung an die sich verändernden Klima- und Umweltbedingungen, als Gleichgewicht und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Arten.
a) Der Garten der Villa Romana als Ort der Ex-Situ-Erhaltung einheimischer botanischer Arten: Beibehaltung des derzeitigen Beetes mit einheimischen botanischen Arten (Wildpflanzenbeet) und Schaffung weiterer Beete dieser Art.
b) Erhöhung der Schnitthöhe der Rasenflächen, damit sich mehr Arten entwickeln können.
c) Beibehaltung einer bestimmten Anzahl von Rasenflächen, die nur einmal pro Jahr gemäht werden, damit die Samen reifen können und in die nach und nach Samen verschiedener einheimischer Wildblumen und Wildpflanzen eingebracht werden.
d) ständige Überwachung auf das Vorhandensein potenziell invasiver Arten und Bewertung ihrer Auswirkungen auf die biologische Vielfalt.
MASSNAHMEN für Ziel 2) Einführung von Praktiken, die die Umweltverschmutzung so weit wie möglich reduzieren, das Wassersparen fördern und die organische Substanz des Bodens erhöhen.
a) Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel.
b) Umwandlung einiger Abschnitte der Lorbeerhecke in eine natürlich wirkende Scherenschnitthecke. Der Rückschnitt während der Vogelbrutzeit wird vermieden.
c) Schaffung von Futterstellen, Überwinterungsplätzen und Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten und Kleintiere wie z. B. Igel (Ast- und Laubhaufen, Fledermauskästen, Insektenhaus) an einigen Stellen im Garten. In Anbetracht der Katzenkolonie, die sich negativ auf das Vorkommen vieler Arten auswirkt, wird es nicht möglich sein, viel zu tun. Aussaat von raupenfressenden Pflanzen für Schmetterlinge.
d) Die neu eingeführten Pflanzenarten sind hauptsächlich (nicht ausschließlich) wildwachsend und an den derzeitigen Klimawandel angepasst (geringer Wasserbedarf, Resistenz gegen Trockenheit und hohe Temperaturen).
e) Rückführung aller anfallenden Pflanzenreste in den Garten.
f) Die Bewässerung so weit wie möglich reduzieren und Pflanzen mit geringem Wasserbedarf verwenden.
MASSNAHMEN für Ziel 3) Aufbau eines ständigen Dialogs mit den Künstler*innen in der Villa Romana, um sie an unserem Weg teilhaben zu lassen. Ihre Vorschläge und Ideen zur ökologischen Umstellung und ihre daran inspirierten Arbeiten sind dabei sehr willkommen.
a) Den Künstler*innen und Mitwirkenden am Leben der Villa Romana einen regelmäßigen gemeinsamen Austausch darüber vorschlagen, was Biodiversität aus wissenschaftlicher und ökologischer Sicht ist, um sie mit ihren künstlerischen Visionen zu verbinden.
b) Gemeinsam mit den Künstler*innen die möglichen Auswirkungen ihrer Arbeiten oder Installationen auf das bio-ökologische Gleichgewicht des Gartens zu bewerten.
MASSNAHMEN für Ziel 4) Unseren Weg zur ökologischen Transformation so weit wie möglich und über verschiedene Kommunikationskanäle bekannt machen (Erläuterungstafeln, QR-Codes, Newsletter, Website/ Social Media).
a) Aktualisierung der Erfassung der Pflanzen und Erstellung von Informationsmaterial zur Verbreitung des botanischen Artenerbes des Gartens. Einbindung von Künstler*innen in die Erstellung von botanischen Karten mit Pflanzen ihrer Wahl.
b) Regelmäßige Aktualisierung des Newsletters über die Entwicklung unserer ökologischen Umstellung.
Testing Grounds versteht den Garten der Villa Romana als einen Ort experimenteller künstlerischer Forschung und Praxis, der Intensivierung aktivistischer Bezüge für den Zugang zu und das Wohlergehen von Land und für den Austausch ortsbezogener ökopädagogischer Konzepte der Sorge und Heilung. Durch eine Reihe verschiedener Aktivitäten und Momente erarbeiten wir den Garten als Ort von agrarökologischen Praktiken, die auf kollektiver Fürsorge sowie generationenübergreifendem und artenübergreifendem Wissen basieren. Wir wollen die Co-Kultivierung des Gartens durch das Villa Romana Team und dessen BewohnerInnen fördern, sowie Biodiversität und nachhaltige Regenerationspraktiken unterstützen.
Wir sind uns des Privilegs bewusst, Zugang zu einem großen blühenden und üppigen Grundstück zu haben. Wir versuchen, diesen Raum zu nutzen, um den Stimmen derjenigen Gehör zu verschaffen, die sich für Widerstand gegen die Zerstörung der Umwelt einsetzen und marginalisiertes Wissen über Natur am Leben erhalten möchten. Auf diese Weise werden wir versuchen, Kollaborationen und Gespräche mit lokalen diasporischen Gemeinschaften aufzubauen, um die Kraft des Gartens zu fördern, Mensch und Natur zusammen zu bringen.
In Koordination mit den poetischen, experimentellen und radikalen Praktiken von KünstlerInnen, die mit der Kultivierung von Land und Natur arbeiten, wird der Garten zu einem Ort des langsamen Lernens und Verlernens mit Pflanzen, Menschen und anderen Lebensformen und ihrer jeweiligen Weltbildung. Das Programm beginnt damit, langsam aus der bereits vorhandenen Vielfalt zu lernen und die Dynamik des Gartens als Ort zu verstehen, der seit Jahrzehnten entsteht, als Boden, der seit Hunderten von Jahren geschaffen und neu gestaltet wird. Basierend auf einer ökologischen Studie von Isabella Devetta haben wir mit Isabella gemeinsam einen Heilgarten angelegt, der als kollektive Ressource dienen kann. Wenn Sie an der laufenden Pflege des Gartens der Villa Romana teilnehmen möchten, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.
Das lebende Rezeptbuch schafft Momente des gemeinsamen Zubereitens von Essen und des Wiederaufbaus von Erinnerungen für die diasporischen Gemeinschaften der Anden im Kontext der Vertreibung. Es arbeitet dabei mit der tiefen und vitalen Verbindung zu Land und diasporischer Kultur in der Toskana und der Verbindung zum Rhythmus der Erde in der Quechua-Kultur. Daniela Zambrano Almidón hat indigene Mais-, Chili- und Süßkartoffelsorten gepflanzt, die im Garten der Villa Romana verteilt sind. Diese Pflanzen werden in gemeinschaftliches Lernen, Essen und Feiern der Quechua-Gemeinschaft einfließen, „wo die Hauptdarsteller die Gerichte unserer Großmütter sind und wo Erinnerungen unsere Verbindung zu unserem Land und zu unseren Geschwistern wiederbeleben, die zurückgeblieben sind, um unsere großartige Mutter zu verteidigen“. Das Projekt endete in einem Pachamanca, einer kollektiven Mahlzeit, die in einem unterirdischen Erdofen zubereitet wird.
Durch Momente des Teilens — basierend auf dem quechuanischen Konzept von Ayni als Praxis der Gegenseitigkeit und Vernetzung — untersucht das lebende Rezeptbuch, wie man affektiv und politisch eine Verbindung zum Land für migrantische Familien wieder aufbauen und dies auch in Zukunft fortsetzen kann. Gleichzeitig verfolgt das Projekt die Kolonialisierung von Land, Menschen und Pflanzen durch die Transplantation von Mais und Tomaten aus den Anden nach Europa — und speziell in die Region um Florenz — sowie den Verlust von Erinnerungen, die mit diesen Pflanzen verbunden sind.
Daniela Zambrano Almidon ist eine peruanische Quechua-Forscherin und interdisziplinäre Künstlerin mit Erfahrung in künstlerischen Projekten und Forschungen zur Populärkultur der Anden-Amazonien in Peru, zu Migration, Interkulturalität und Erinnerungskultur. Sie hat einen Bachelor in Plastischer und Bildender Kunst von der Escuela Nacional Superior Autónoma de Bellas Artes del Perú und einen Master aus dem Programm „Kunst im Kontext“ an der Universität der Künste in Berlin. Im Jahr 2023 nahm sie an der Singapur Biennale teil. Sie ist an zahlreichen Projekten beteiligt, die auf partizipativen Praktiken, künstlerischer Forschung sowie Interventionen im öffentlichen Raum und in Museumseinrichtungen basieren: Seit 2011 arbeitet sie mit dem EnredLanita Project an der Erforschung von Textilkunst. Sie ist Direktorin des Projekts „Tejiendo Caminos“, eines dezentralen interkulturellen Kunstprojekts, das 2014 zusammen mit GemeinorganisatorInnen, regionalen Umweltaktivisten und KünstlerInnen gegründet wurde. Sie ist auch Gründerin des Ashlanqueras Collective, einem Labor für Interventionen im städtischen öffentlichen Raum in Lima. In Berlin arbeitet sie an Projekten des Kulturmanagements, der Vermittlung, der interkulturellen Pädagogik und der partizipativen Kunst.
Als Reaktion auf die Vertreibung chinesischer BauerInnen von ihren Farmen in Prato bringt Orto Continuo Pflanzen aus diesen Farmen zusammen, die gewaltsam zerstört wurden oder die ständig in der Gefahr sind, beschlagnahmt zu werden. Das Projekt soll den demagogischen Kreislauf institutioneller und medialer Gewalt aufdecken, der dieser Praxis zugrunde liegt. Das Projekt untersucht, wie Behörden und Medien die Kultivierungspraktiken von migrantischen Gemeinschaften als “invasiv” darstellen, parallel zur gewaltvollen Konstruierung von Andersartigkeit und Alterität von „invasiven“, „fremden“ Pflanzen in Italien.
Die Installation ist Teil einer größeren Forschungsarbeit, in der Leone Contini die Landwirtschaft in verschiedenen Gemeinden untersucht hat, die ein diasporisch-biokulturelles Gedächtnis am Leben erhalten und Grundnahrungsmittel herstellen — von chinesischen Landwirten in der Toskana über die bengalische Landwirtschaft rund um Palermo bis hin zu den Arbeitergärten in Lyon, wo die Artenvielfalt aus verschiedenen Regionen seit Jahrzehnten zusammenlebt. Auf diese Weise schafft der Orto Continuo einen Raum für ein kreatives Zusammenleben der Geschichten und Bewegungen der Pflanzen und ihrer Bewahrer.
Leone Contini studierte Philosophie und Kulturanthropologie an der Universität Siena. Seine Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von Anthropologie, Ästhetik und Politik. Zu seinen Medien gehören lecture performances, kollektive Interventionen im öffentlichen Raum, textuelle und visuelle Erzählungen und Zeichnungen.
Seed Bunch ist ein samenzentrierter Garten und eine performative Saatgutbibliothek. Durch die Einrichtung eines Gartens in der Villa Romana, der rund um die Zyklen und den Austausch von Samen konzipiert wurde, machen wir uns die ontologische Relationalität des Samens zu eigen. Das Sammel-, Lager- und Verteilungssystem, die Saatgutbibliothek, manifestiert sich in regelmäßigen Abständen rund um den Garten, bei denen die verschiedenen Zyklen der beteiligten Arten beobachtet werden. Indem wir das Gärtnern auf Samen ausrichten, versuchen wir, eine transversale Beziehung zwischen Mensch und Umwelt herzustellen, in der die menschliche Handlungsfähigkeit nicht als formaler technischer Prozess zum Ausdruck kommt, sondern sich dynamisch in und zusammen mit dem Garten entwickelt. Über ein anthropozentrisches und eurozentrisches Verständnis von Archiven und Infrastrukturen hinausgehend, erarbeiten wir diese lebendige Bibliothek durch regelmäßige material-diskursive kollektive Momente, die sich auch mit der ambivalenten Bedeutung von Samen auseinandersetzen. Samen stellen sowohl den Anfang als auch das Ende von (Lebens-)zyklen dar. Ästhetisch wird der Garten so zu einem kraftvollen und umfassenden Schauspiel von Freiheit, Verstrickung, Kooperation und Co-Kultivierung heranwachsen. Wir hoffen, dass ähnliche Gärten an verschiedenen Orten entstehen, sodass aus dem Seed Bunch ein translokales Netzwerk der Saatgutpflege und des Samenaustauschs wird.
Seed Bunch ist tief geprägt von der Arbeit der Künstlerin Zayaan Khan zum Verständis von Samen nicht als Objekte sondern als Beziehungen. Der Garten wurde mit Leone Contini entwickelt und mit der Villa Romana Preisträgerin Monai de Paula Antunes entworfen. Im ersten Jahr seiner Bewirtschaftung wächst der Garten aus Saatgutspenden der KünstlerInnen Marleen Boschen, Katia Colaianni, Leone Contini, Jermay Michael Gabriel, Gabriella Hirst, Antje Majewski, Monaí de Paula Antunes, Åsa Sonjasdotter, Daniela Zambrano Almidón.
Seed Bunch ist eine wachsende kollektive Initiative — melden Sie sich unter office@villaromana.org, wenn Sie daran interessiert sind, am Austausch und Storytelling rund um Samen teilzunehmen, entweder in persönlichen Veranstaltungen oder aus der Ferne über unsere Telegram-Gruppe.
Wie kann ein KünstlerInnenhaus zu einem Ort für gemeinschaftliches Heilen und Lernen von Pflanzen werden? Ausgehend von der bereits existierenden Biodiversität im Garten der Villa Romana haben wir einen medizinischen Garten geschaffen: einen Heilgarten für die menschlichen und nichtmenschlichen BewohnerInnen der Villa. Mit dem Expertenwissen der Agronomin Isabella Devetta haben wir die Biodiversität des Gartens beobachtet und die bereits existierenden Pflanzen mit medizinischen Eigenschaften bestimmt. Im Sommer 2023 haben wir zusammen mit den ansässigen KünstlerInnen und den vielen eingeladenen Gästen und PraktikerInnen der Villa eine Pflanzenliste und einen Entwurf für eine Gemeinschaftsapotheke entwickelt. Wir untersuchen die Gründe, die uns dazu bringe, uns an Pflanzen zu wenden — Stress, Angst, Schmerzen, Verdauung, Schlaf — und wollen einen Raum schaffen, der sowohl eine ästhetische Erfahrung von Zugehörigkeit als auch einen Raum für kollektive Zusammenkünfte und praktisches Lernen von Pflanzen und Menschen mit pflanzenmedizinischen Kenntnissen schafft. Seit Frühjahr 2024 nutzen wir diesen Garten aktiv, und teilen Wissen rund um die Pflanzen mit dem Publikum und den Besuchern der Villa Romana.
Saverio Cantoni (*1985, IT) ist ein*e weiße*r Cyborg, behinderte*r – oral gehörlose*r - Künstler*in mit Sitz in Berlin. In den letzten zehn Jahren hat Saverio mit Interferenzen, Geräuschen und Störungen experimentiert, um partizipative und barrierefreie Live-Performances zu schaffen.
Yuni (Hoa Yun) Chung ist eine in Berlin lebende bildende Künstlerin. Sie arbeitet mit Objekten, Zeichnungen, Performance, Video, Sound und Text.
Gabriella Hirst ist eine Künstlerin und Autorin. Sie ist im Gebiet der Cammeraygal (Nortz Sydney Councils in Sydney) geboren und aufgewachsen und lebt zur Zeit in Berlin.