Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut und Villa Romana laden ein
Wir erwarten Sie morgen ab 19 Uhr in der Villa Romana für einen Abend in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Institut in Florenz! Anlass ist die Veröffentlichung von Massimo Ricciardos Buch Encounters In An Archive. Objects of Migration/Photo-Objects of Art History (herausgegeben von Costanza Caraffa und Almut Goldhahn).
Das Erscheinen des Buchs begleitet eine Veranstaltungsreihe in Italien und Europa, die morgen, 14. April, auch in Florenz Station macht. In der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz wird die Installation, aus der das Projekt hervorgegangen ist, wieder zu sehen sein, zusammen mit einer Klanginstallation, die der Künstler zusammen mit dem Sounddesginer Luca Morino im Treppenhaus des Palazzo Grifoni Budini Gattai geschaffen hat. Dazu gibt es Führungen von Luda Berhe, Pinto Manuel Francisco und Ebrima Saidy, Kulturmediator*innen der Vereinigung Amir (www.amirproject.com). Das Projekt Amir (Accoglienza Musei Inclusione Relazione) bietet seit 2018 in Florenz und Fiesole von Menschen mit migrantischer Geschichte betreute Museumsführungen und Spaziergänge an.
Die Führungen in italienischer Sprache finden um 10.30 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr statt (freier Eintritt mit Reservierung unter fototeca@khi.fi.it).
Am gleichen Tag um 19 Uhr laden Sie die Villa Romana und das Kunsthistorische Institut in Florenz wie oben erwähnt anlässlich der Wiederbelebung des Projekts zu einer weiteren Veranstaltung ein.
Seit einigen Jahren befinden sich die Villa Romana und die frühere Leiterin im Gespräch mit der Photothek des KHI und dem Künstler Massimo Ricciardo. Morgen finden in der Villa Romana anlässlich der Reaktivierung des Projekts in Florenz eine Listening Session mit der Künstlerin Leila Bencharnia und eine gemeinschaftliche Diskussion statt. Wenige Tage nach der jüngsten Tragödie im Mittelmeer sieht die Villa Romana die dringende Notwendigkeit, intensiv über die Thanatopolitik der Migration über das Meer nachzudenken. Leila Bencharnia und die Villa Romana öffnen als Antwort auf ein Projekt, dessen Problematisierung sie für notwendig erachten, einen Raum des Zuhörens und rufen einen Moment der lautstarken Stille aus. Sie bringen eine Reflexion über die dringende Notwendigkeit, die Erzählung von Migration zu verschieben und den Diskurs von einer anderen Position und einem situierten Blickwinkel aus zu halten, zum Ausdruck und fordern die Zuhörer:innen auf zu trauern und über ihre Körper eine Klangerfahrung zu machen, noch bevor sie die Möglichkeit zum rationalen Nachdenken zulassen. Mit Witness of Water, einem 40-minütigen Klangstück und Klangerlebnis und dem anschließenden Gespräch über die Macht/ Gewalt von Archiven und Taxonomie lädt uns Bencharmia ein, über Folgendes nachzudenken: „Der Künstler (Ricciardo) schreibt, dass die von ihm gesammelten Objekte »stille Zeugnisse lebensgefährlicher Überquerungen sind«. Wird durch die Einfügung dieser Gegenstände ins Archiv und einen künstlerische Kontext irgendein Schweigen gebrochen? Es findet eine Erweiterung der Gewalt statt, wenn die Gegenstände aus ihrem Kontext gelöst und in die verwässerte Umgebung einer Kulturinstitution versetzt werden. [...] Was anderes geschieht denn, als dass erneut das Bild des Migranten als Opfer verbreitet und die Entscheidung, sich aufs Meer zu begeben, um frei zu sein, nur über Erzählungen vermittelt wird, die das Risiko von Othering bergen?
Nach der Diskussion werden Egusi und andere nigerianische Spezialitäten serviert. Sie sind mehr als willkommen teilzunehmen!
Leila Bencharnia ist Klangkünstlerin, akusmatische Musikerin und Musikerin und lebt in Mailand. Sie ist die Tochter eines traditionellen marokkanischen Musikers und hat ihre Liebe zur Musik in der Wüste im Westen Marokkos entdeckt, wo sie aufwuchs. Ihre Klangräume entstehen aus analogen Materialien wie Tonbändern, Schallplatten und Synthesizern. Sie setzt die Praktik des Zuhören als Instrument der Wissensvermittlung ein. Bencharnia möchte mit ihrer Arbeit eine aktive Rolle in der Dekolonisation des Hörens als Möglichkeit der spürbaren Beeinflussung sozialer und politischer Fragen spielen. Darüber hinaus gehört sie dem Archive Ansamble an.
Massimo Ricciardo (Darmstadt, 1979) lebt und arbeitet als Künstler in Turin. Er studierte Malerei und Graphik an der Kunstakademie Florenz und an der Fachhochschule Potsdam. Seine künstlerische Arbeit konzentriert sich auf die persönlichen und kollektiven Erinnerungen von Flüchtenden und ihre Reisen nach Europa, wobei er vor allem auf Archivmaterial zurückgreift: Fotografien, Gegenstände, Klänge, Amateurvideos und Geschichten. Mit seiner Arbeit trägt Ricciardo zu einem Prozess der Schaffung einer neuen „lebendigen Erinnerung“ bei. Er hat verschiedene nationale Wettbewerbe gewonnen, darunter Cantica21, Italian Contemporary Art Everywhere (2020) und Italian Council X - Direzione Generale Creatività Contemporanea des Kulturministeriums (2021)
Das Kunsthistorische Institut in Florenz (KHI) ist eine kunsthistorische und architektonische Forschungseinrichtung mit transkultureller und pluralistischer Perspektive. Gegründet 1897 gehört es seit 2002 zur Max-Planck-Gesellschaft. Die Forschungsprojekte des KHI berühren einige der wichtigsten globalen Herausforderungen wie Urbanisierung, Ökologie, kulturelles Erbe, das Anthropozän, Museumseinrichtungen. Die Fülle der Themen spiegelt sich in der Vielfalt methodologischer Ansätze, die sich gegenseitig befruchten und alle Bereiche der kunsthistorischen Forschung mit Innovation und kritischem Geist erfüllen. Das Institut fördert junge Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt und ist in verschiedene Abteilungen und Forschungsgruppen gegliedert. Eine von ihnen ist die Photothek. Dank der zahlreichen Initiativen, Konferenzen und Publikationen ist das KHI ein internationaler Hub für alle, die sich mit der Gegenwart und der Zukunft der Kunstgeschichte beschäftigen.
Die Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz ist eine der wichtigsten Sammlungen dokumentarischer Fotografie zur italienischen Kunst und Architektur. Als Forschungszentrum und Labor spielt sie eine Hauptrolle in der internationalen und transdisziplinären Debatte über die Funktion von Fotoarchiven in der Forschung und in den Gesellschaften des 21. Jahrhunderts. Die Photothek ist ein Ökosystem, in dem die Arbeit des Archivs untrennbar mit den wissenschaftlichen Aktivitäten verbunden ist. Ihre Forschungsprojekte sind methodologisch in Material Cultural Studies verwurzelt und schaffen Verbindungen zwischen Fotoarchiven und zeitgenössischen sozialen und politischen Fragen, darunter das kulturelle Erbe und Migration. Die Photothek ist ein aktives internationales Netzwerk und arbeitet mit Künstlern wie Guido Guidi, Armin Linke und Akram Zaatari, gibt Bücher heraus und organisiert Ausstellungen.
Kommen Sie morgen ab 19 Uhr in die Villa Romana für einen zusammen mit dem Kunsthistorischen Institut in Florenz organisierten Abend anlässlich der Veröffentlichung von Massimo Ricciardis Buch Encounters In An Archive. Objects of Migration/Photo-Objects of Art History, das von Costanza Caraffa und Almut Goldghan herausgegeben und vom italienischen Kulturministerium, Italian Council X – 2021, gefördert wird.
Träger der Villa Romana und des Villa Romana-Preises ist der Villa Romana e.V.
Hauptförderer ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Weitere Förderer sind die Deutsche Bank Stiftung, die BAO-Stiftung sowie projektbezogen zahlreiche Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen aus der ganzen Welt.
Das Kunsthistorische Institut in Florenz – Max-Planck-Institut (KHI) bietet eine kontinuierliche institutionelle Zusammenarbeit an und führt jährlich eine Forschungsarbeit mit einem der Villa-Romana-Preisträger*innen durch.
Villa Romana e.V. wird gefördert von: