Domestic Exercises. Homework for a Sustainable Togetherness // Open Studios 2024

Villa Romana Preisträger*innen 2024:
Rubén D'Hers, Tuli Mekondjo, Monai de Paula Antunes, Sergio Zevallos


mit Beteiligung von:
Ana Alenso, Saverio Cantoni, Mallory Lowe Mpoka, Charly Bechaimont,
Lila Loisse, Niko de Paula Lefort

Während der Open Studios 2024 verschwimmen die Grenzen zwischen dem privaten Arbeitsraum der Künstler*innen und dem öffentlichen institutionellen Raum. Die Villa Romana-Preisträger*innen 2024 eröffneten eine Ausstellung mit ihren neuen Arbeiten und kuratierten ein Gespräch zwischen ihnen als Bewohner*innen dieses Hauses und als Preisträger*innen, die einen Teil ihrer künstlerischen, existenziellen und persönlichen Reise miteinander teilten.

Während ihres Aufenthalts haben die Künstler*innen in der Villa Romana verschiedene Strategien für das Zusammenleben erprobt und entwickelt. Diese sollten Raum für gegenseitiges Zuhören und Miteinander schaffen, während sie gleichzeitig eine Vielfalt zulassen und dynamische, kritische Formen kollektiver Vorstellungen ermöglichen. In der Ausstellung schaffen die Künstler*innen einen Resonanzraum füreinander, in dem sich Ihre Arbeiten in einem Gespräch, das über bloßes Echo und Dialog hinausgeht, verbinden. Es entsteht eine offene Partitur, die sich in vielfältige Richtungen erstreckt – in Bahnen, die teilweise erforscht wurden, teilweise aber noch zu entdecken sind. Es sind Konfabulationen zwischen dem privaten und dem gemeinsamen Raum ihrer Begegnungen, die möglicherweise einfach unterbrochen werden, bevor etwas daraus entstehen kann. Oder auch nicht.

Domestic Exercises. Homework for a Sustainable Togetherness zeigt die Arbeiten der Villa Romana-Preisträger*innen 2024 sowie weiterer Gastkünstler*innen, die derzeit im Haus leben oder im Laufe des Jahres hier gewohnt haben. Es ist mehr als eine Ausstellung: man könnte sagen, dass diese Sammlung von Beiträgen sich als eine Ökologie von Kunstwerken präsentiert, die die Idee eines inneren Gartens entfalten, basierend auf dem Prinzip der Kultivierung. Jedes Werk hat sein eigenes Leben und seine eigene Besonderheit, aber alle unterstützen sich gegenseitig – in einigen Fällen verschmelzen sie sogar miteinander. Ein innerer Garten, der sich spontan in den eigenen vier Wänden entwickelt hat, der aber auch auf den geheimen Garten der Intimität und inneren Verfassung jeder Künstler*in verweist.

In einer Welt, die von viel Leid heimgesucht wird, in der uns die Klimakrise, Kriege und Konflikte, die Krise des öffentlichen Gesundheitssystems, wirtschaftliche Ungleichheiten und soziale Ungerechtigkeiten täglich mit Schmerz konfrontieren, sind wir der Meinung, dass wir weniger sterile institutionelle Räume brauchen. Vielmehr benötigen wir heilende Räume, wie Küchen und Wohnzimmer. Orte, an denen Reflexions- und Reparaturarbeit Hand in Hand mit der emotionalen Arbeit gehen kann. Wir möchten die Rolle von Kunstinstitutionen hinterfragen, nicht nur in ihrer Funktion als Räume der Begegnung, sondern auch als „häusliche“ Laboratorien für ein nachhaltiges Miteinander. Orte, die sich die Praxis des „fare i conti in casa“ (wörtlich „die Rechnungen zu Hause machen“, aber auch „sich den eigenen Problemen stellen“) erlauben und sich mit den Geschichten der Unterdrückung, den Verbrechen und den Schwierigkeiten, die wir als Gesellschaften verursacht haben, auseinandersetzen – und gleichzeitig die Fortschritte hin zu neuen Arten des Daseins in der Welt feiern, die nicht nur ökologisch, sondern auch antikolonial, postkapitalistisch, queer und symbiotisch sind. Kunstinstitutionen als offene Räume für Debatten und Zusammenarbeit zur Gestaltung neuer ökologischer und sozial-politischer Vorstellungen und Praktiken.

Mit ihrem öffentlichen Programm Domestic Exercises hat sich die Villa Romana im Jahr 2024 der Stadt als Begegnungs- und Austauschort geöffnet. Sie reflektiert über die Möglichkeit, dass „das Zurückholen des Häuslichen ins Zentrum künstlerischer Produktion bedeutet, die Idee des ‚Zuhause‘ neu zu denken – nicht als bloßen Bereich des Privatlebens, sondern als Werkzeug zur Gestaltung des öffentlichen Lebens“, wie die Autorin und Wissenschaftlerin Giulia Palladini uns nahelegt.

Diese Ausstellung ist eine weitere kollektiver Geste in Richtung dieses Diskurses. Sie bietet einen Moment der kritischen Reflexion und Selbstbeobachtung als Künstlergemeinschaft und ist eine Gelegenheit, gemeinsam Verantwortung zu tragen, als Gastgeber*innen und Gäste desselben Hauses.

Domestic Exercises. Homework for a Sustainable Togetherness Booklet
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Träger der Villa Romana und des Villa Romana-Preises ist der Villa Romana e.V.
Hauptförderer ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Weitere Förderer sind die Deutsche Bank Stiftung, die BAO-Stiftung sowie projektbezogen zahlreiche Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen aus der ganzen Welt.

Das Kunsthistorische Institut in Florenz – Max-Planck-Institut (KHI) bietet eine kontinuierliche institutionelle Zusammenarbeit an und führt jährlich eine Forschungsarbeit mit einem der Villa-Romana-Preisträger*innen durch.

Villa Romana e.V. wird gefördert von: