Gemeinschaftliches Leben, intentionale Gemeinschaften und Nachhaltiges Miteinander als räumliche Strategien für eine radikale (femministische) Politik
Vom 12. bis zum 18. Juni fand in der Villa Romana ein einwöchiger Workshop in radikaler Pädagogik statt, bei dem mit nachhaltigen und sozial gerechten Modellen von Commoning und ´Communing` experimentiert wurde. Auf Einladung von Elena Agudio und Paz Guevara sowie des Villa Romana-Preisträgers Samuel Bah Kortey versammelte der Workshop Studierende des Masterstudiengangs Raumstrategien der Weißensee Kunsthochschule Berlin und des Kumasi College of Art (K.N.U.S.T.) in Ghana und verband die Praktiken der beiden Kunstschulen.
Das Kumasi College of Art K.N.U.S.T. auf der einen Seite hat ein ‘Emancipatory Art Teaching Project’ entwickelt, aus dem eine Reihe von generationenübergreifenden Kunstkollektiven und Ausstellungen hervorgegangen ist, die einen dynamischen, demokratischen Ansatz haben, und hat ein Netzwerk von Projekten und Kollektiven überall in Ghana geschaffen, deren Fokus auf der Entwicklung einer nachhaltigen, kritischen und unbeirrt post-westlichen lokalen Kunstszene liegt. Der Masterstudiengang Raumstrategien der Weißensee Kunsthochschule Berlin setzt sich dagegen mit der Notwendigkeit auseinander, die Begriffe „Raum“ und „öffentlich“ in einer durch die Globalisierung im radikalen Wandel begriffenen Welt zu überdenken und die Tragweite der künstlerischen Praxis in den gesellschaftlichen Kontext auszudehnen.
In der Villa Romana waren die beiden Studierendengemeinschaften und ihre jeweiligen experimentellen Praktiken, die das kollektive Handeln und den kollektiven Raum neu denken, zu einem Workshop eingeladen, der als gemeinschaftlicher Raum konzipiert war. Der Workshop untersuchte, unter Rückgriff auf die wissenschaftliche und die praxisbasierte Forschung, die Raumstrategien, um Alternativen zu den derzeitigen Überkonsum-Systemen und -Strukturen zu entwerfen und zu verwirklichen, Ausbeutung zu verlernen und mehr Verantwortung in der Umweltkrise und dem derzeit so dringlichen Thema Klimagerechtigkeit zu übernehmen. Dabei wurde die Schaffung autonomer Lerngemeinschaften in Betracht gezogen, um eine radikale Pädagogik zu begünstigen, die uns eher in die Lage versetzen könnte, uns in den Ruinen des Kapitalismus unserer Zeit zu bewegen und ihnen zu entkommen: Übungen, die auf „Praktiken des gemeinsamen Träumens, der Umsetzung politischer Therapien, Storytelling, radikaler Zärtlichkeit, dem Bemühen um eine gendergerechte Sprache, der intersektionalen Solidarität, dem Teilen unseres Essens und unsere Geschichten, der eigenständigen Schaffung von sozialen Räumen und der Analyse der Marginalisierung von Frauen und anderen Gruppen in den sozialen Bewegungen“ beruhen, wie Manish Jain und Alessandra Pomarico in Pedagogy, Otherwise.1 schreiben .
Deshalb war es das Ziel des Workshops, über das Wunschdenken hinauszugehen und konkrete Formen von Raumstrategien für das Zusammenleben, intentionale Gemeinschaften und das nachhaltige Miteinander zu analysieren, wie „Squats, Gemeinschaftsgärten und –küchen, Cohousing, verschiedene Formen von Tauschhandel, gegenseitiger Hilfe [und] alternative Formen der Gesundheitsfürsorge”.2 Gleichzeitig ging er mit einer konkreten Erfahrung des Zusammenlebens einher, im Umfeld der Theorie und Praxis radikaler (feministischer) Politik, und war als gemeinschaftlicher Kurs konzipiert, mit Menschen aus der Praxis, Dozent:innen und Studierenden, die Praktiken des nachhaltigen Miteinanders über das Wunschdenken hinaus verwirklichten. Von bedeutenden intentionalen Gemeinschaften wie Womyn´s Land, der rein weiblichen Kommune, die misshandelten Frauen Zuflucht bot, Künstlersiedlungen wie Himmelhof oder der vervielfältigen Gemeinschaft von Utopisten, Vegetariern, Naturisten und Theosophen des Monte Veritá, dem experimentellen Gemeinschaftsprojekt Ciudad Abierta in Valparaiso und selbstorganisierten Kooperativen wie Somankidi Coura in Mali bis zu einem der aufregendsten radikalen Kunst- und Gemeinschaftsprojekte wie blaxTARLINES (Kumasi, Ghana) hat der Kurs das gemeinschaftliche Leben als alternative zivile Strategie untersucht, um politisch anders zu leben. Er hat Beispiele aus unterschiedlichen historischen und geografischen Kontexten berücksichtigt, um das Problem des kollektiven Lebens zu analysieren, über das Modell der Kernfamilie hinaus, vom ganz Konkreten bis zu dem philosophischen und existentiellen Rätsel, wie wir zusammen leben wollen. Im Rahmen des Workshops und des gemeinschaftlichen Lebens, hielt der Künstler Ibrahim Mahama eine Keynote Lecture mit dem Titel The Quagrey Effect and the Precarius Gift.
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1 Alessandra Pomarico und Manish Jain, „Radical Pedagogies as Living Experiments and Messy Affairs“, in Pedagogy, Otherwise (25/27), 04.06.2018.
Sie fahren fort: Learning is painful, but/and we keep walking even when the discourse of identity politics, for example, puts at risk the capacity for trust and reciprocity, making our possible coalitions shake, and our politics of hopes, our politics of care, our politics of possibility an almost impossible horizon to share…a lot was happening and a lot had to happen. These informal, radical collective learning environments are as poetic as they are fragile, as generative as they are invisible, as powerful as they are vulnerable. A lot of care, attention, presence and dedication is required.
2Federici, S (2012a). Bollier, D und Helfrich, S eds. „Feminism and the Politics of the Commons. The Wealth of the Commons.” Amherst: The Commons Strategies Group.
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